Exposé - Konturen einer kritischen Erinnerungskultur
Prof. Dr. Reinhold Boschki
Erinnerung hat Hochkonjunktur. Europaweit erinnert man sich an sakralen wie auch profanen Gedenkstätten und zu bestimmten Gedenktagen wichtiger Meilen- und Stolpersteine seiner Geschichte. Den Religionen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie auf ganz eigene Art Raum für Erinnerungen schaffen. Sowohl das Gedenken an die Geschichte von Befreiung und Rettung spielen in den Religionen wie dem Judentum und dem Christentum eine wichtige Rolle, als auch das Gedenken an die Leidenden und Toten. Vor allem das Totengedenken mit seinen verschiedenen Erinnerungs- und Ausdrucksformen kann einen wichtigen Beitrag zur Generierung einer gesellschaftsweiten „Kultur der Erinnerung“ leisten. Johann Baptist Metz hat wesentliche Eigenschaften für eine solche „anamnetische Kultur“ herausgearbeitet. |
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Die Ansätze sind dabei vielfältig und erstrecken sich über die Geschichtswissenschaften, die Bildungsarbeit, bis hin zu einer Auseinandersetzung in Kunst und Literatur. Eine kritische Erinnerungskultur kann demnach aber nur gelingen, wenn sie nicht nur die Leiden der eigenen Gemeinschaft erinnert, sondern sich stets an den Leidenden und Toten ‚der Anderen‘ orientiert. Nur dann ist in Zukunft ein würde- und respektvoller Umgang miteinander auf dem Hintergrund der leidvollen Geschichte möglich.