Exposé - Der christliche Glaube als Wurzel weltweiter Judenfeindschaft?
Dr. Claudia Alsleben-Baumann
Seit den frühesten Tagen des Christentums war zumindest die Rezeptionsgeschichte christlicher Glaubensschriften mit antijüdischen Implikationen belastet und schürte im tradierten Frömmigkeitsdenken nicht selten Hass und Argwohn gegen „die Juden“. Verwiesen sei hier stellvertretend für eine Vielzahl von Studien auf die historisch-theologische Antijudaismusforschung Heinz Schreckenbergs. So ist das Bewusstmachen und Klären von Fehldeutungen, vereinseitigten Vorurteilen und Missverständnissen als Element und Desiderat gegenwärtigen Dialogbemühens in besonderem Maße ernst zu nehmen: Nicht Korrektur jüdischer Heilshoffnung und Substitution eines überholten, verworfenen und missionsbedürftigen Glaubens, sondern bleibender Fortbestand des Ersten Bundes; nicht Jesus als das Judentum in Abrede stellender erster Christ, sondern bekennender Lehrer Israels; |
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nicht das jüdische Volk als Repräsentant des Bösen und ob der Kreuzigung schuldig gewordenes Kollektiv, dafür Jesus naher Träger göttlicher Verheißung; nicht Präfiguration „der Juden“ in der (ohnehin kontrovers diskutierten) Judasgestalt; keine Verunglimpfung der Tora als veraltetes, belastendes Gesetz und zugleich Hort werkgerechter, Rache rühmender, frauenfeindlicher Sentenzen, vielmehr Trost und Freude schenkendes Gotteswort mit beständiger Gültigkeit, Zeugnis von Nächsten- und Feindesliebe sowie auch schätzenswerter Darstellungen des Weiblichen. Schließlich gebotene Revision des unvorteilhaften Pharisäerbildes als heuchlerische Antipoden Jesu, hingegen positive Erwähnung vergleichbarer Lehre und wiederholter Loyalitätsbekundungen.