Exposé – Zeitzeugenschaft in der BRD - Wie Zeitgenossen zu Zeitzeugen wurden und werden
Bereits der Titel dieses Essays wirft zwei hoch aktuelle Leitfragen auf, denen im Folgenden nachgegangen werden soll. Erstens, was machte (Präteritum) Zeitgenossen in historischer Dimension zu Zeitzeugen des Genozids der Nationalsozialisten? Zweitens, was versetzt (Präsens) Menschen im 21.Jh. in den Zeitzeugenstand über die nationalsozialistische Vergangenheit? Um diese Fragen beantworten zu können, ist es unerlässlich, über diverse Grundvoraussetzungen bzw. -konstanten von Zeitzeugenschaft nachzudenken, die epochenübergreifend als Nährboden für das Gedeihen einer auf die Jetztzeit positiv einflussnehmenden Zeitzeugenkultur fungieren. Diese sind erstens die Sprache als Medium des Zeitzeugen, zweitens Institutionen als konservierende und tradierende Träger der Zeugnisse und drittens eine intrinsische moralische Verpflichtung zum Zeugnis. Sicherlich gibt es darüber hinaus Zeitzeugenschaft ermöglichende Komponenten, die auf die erlebte Zeit und die erlebten Ereignisse, die ein Zeitzeuge |
![]() Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt während der Auschwitzprozesse
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bezeugt, referieren, doch in diesem Essay soll der Fokus bewusst auf diejenigen Aspekte, die für die Etablierung der Zeitzeugenschaft in der Gegenwart und Zukunft von Bedeutung sind, gelegt werden. Entsprechend der drei genannten Grundvoraussetzungen ist auch dieser Essay gegliedert.