Exposé - Der nie gekündigte Bund: Basis des christlich-jüdischen Verhältnisses
Prof. Dr. Hans Hermann Henrix
Die Abkehr von der Ablösungstradition im Bezug auf die Rede vom Alten und Neuen Bund vollzog sich im Christentum schwunghaft und von einer gelebten, kirchlichen Praxis evoziert. Die notwendige theologische Reflektion geriet hierbei ins Hintertreffen und zeichnete sich lange Zeit durch ein „Bundesschweigen“ aus, das zuweilen sogar zu Inkonsistenzen in der wissenschaftlichen Gottesrede führte, indem es das Judentum auf eine historische Größe der Vergangenheit reduzierte. Diesem Vergessen des nachbiblischen Israels gilt es, die aufrecht zu erhaltende Spannung der pluralen innerneutestamentlichen wie auch interreligiösen Bundesverständnisse gegenüberzustellen. Erst das Festhalten am nie gekündigten Alten Bund ermöglicht das Vertrauen in die göttliche Heilszusage durch den Juden Jesus von Nazareth. |
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Der christlich-jüdische Dialog wird in diesem Sinne zur Christusbeziehung und fundamentaler Lernort christlicher Identitätsbildung. Die Gesamtheit der Kirche hat demnach ihre Bindung zum Judentum zu entdecken.