Exposé - Der notwendige Streit um die Anerkennung des Judentums in der katholischen Kirche
Prof. Dr. Erich Zenger
Erich Zenger reflektiert in seinem Aufsatz denkwürdige Stationen der Entstehungsgeschichte von Nostra Aetate und deutet die leidenschaftlichen Kontroversen im Vorfeld als essentiell für das beachtliche Resultat. Zu Recht sei dieses mit dem theologischen Begriff der „Umkehr“ erfasst worden: Die gemäß biblischer Aussagen formulierten Grundthesen zur Lehre, speziell zum wurzelhaften Zusammenhang von Judentum und Christentum, zur bleibenden Dignität Israels, seiner Erwählung und Verheißung stünden für einen Lernprozess, der steter Fortset-zung bedürfe und „als konstitutives Element kirchlichen Lebens“ Eingang finden sollte in die Liturgie, Predigt und Katechese. Dass der Lauf der Historie eigens durch persönliches Engagement Johannes’ XXII. bestimmt war, durch seine Offenheit für Äußerungen und Studien christlicher wie jüdischer Stellen, ferner den Einbezug Kardinal Beas |
|
und die beherzten Schritte von Papst Paul VI., hebt Zenger hervor. Als Geste der Lebendigkeit der Kirche habe Nostra Aetate allen theologischen Widerständen und selbst politischen Drohgebärden zum Trotz ein Hoffnungszeichen für die Juden gesetzt, welches letztendlich mit überragendem Beifall (2221 Ja-Stimmen, 88 Nein-Stimmen, 3 ungültig) die aufrichtige Weggemeinschaft mit Israel bahne, gegenseitige Annah-me sowie „ausgesöhnte Verschiedenheit“ bejahe, um gemeinsam für den Gott Israels Zeugnis zu geben und seinem Auftrag gemäß in der Welt zu wirken.