Exposé - Vielfalt von Anfang an - Option für den katholisch-evangelisch-jüdischen Dialog
Prof. Dr. Hubert Frankemölle
Die Bibel ist ein Buch aus Büchern. Dementsprechend liegen ihren Erzählungen, die in einem Entwicklungsprozess von mehreren Jahrhunderten entstanden sind, unterschiedliche theologische Konzeptionen zu Grunde. In ihrer Rezeptionsgeschichte wurde und wird diese Vielfalt der biblischen Autoren und ihrer geschichtlichen wie auch religiösen Standpunkte häufig nicht ernst genommen. Wird etwa - wie in der katholischen Systematik gängig - von der christlichen Synthese des israelitischen Glaubens mit der griechischen Philosophie gesprochen, vernachlässigt man den Einfluss des Hellenismus auf das Judentum, der bereits zu Zeiten Jesu existierte. Der selbe Gedanke offenbart sich in der Reduzierung des Alten Testaments auf den Umfang der Hebräischen Schriften in einigen Reformationskirchen. |
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Eine dreifache Leseweise der biblischen Texte scheint in beiden Fällen gefordert: neben den hebräisch-jüdischen und den christlich-jüdischen sind auch die jüdisch-griechischen Schriften der Septuaginta (LXX) zu berücksichtigen. Nimmt man diese von Anfang an existierende, multiperspektivische,
religiöse Realität wahr, verstehen sich heutige Differenzen in der
Auslegung biblischer Text von selbst. Absolutheitsansprüchen, die Gottes Treue zum Judentum zu untergraben gedenken, wird so eine Absage erteilt.